Auf Kneipen werden – dem Comment folgend und üblicherweise mit dem Konsum von Bier verbunden – Studentenlieder gesungen und verbindungsrelevante Riten abgehalten, oft ergänzt durch Reden. Die Mitglieder farbentragender Studentenverbindungen tragen dazu ihr Couleur. Bei offiziellen Kneipen sind neben den aktiven Mitgliedern auch Alte Herren (ehemalige Studenten der Verbindungen) der ausrichtenden Korporation anwesend. Meist werden zudem Mitglieder befreundeter Verbindungen und gegebenenfalls nichtkorporierte Gäste eingeladen, um gemeinsam zu feiern. Aus heutiger Sicht sind studentische Kneipen im Vergleich zu später entstandenen Formen studentischer Veranstaltungen in Ablauf, Stimmung und Kleidung recht formell. Darüber hinaus bezeichnen viele Verbindungen auch einen zum Abhalten von Kneipen vorgesehenen Raum in einem Korporationshaus als Kneipe, andere als Kneipsaal. Viele Korporationshäuser haben für die Durchführung dieser Art von Veranstaltungen sogar mehrere, verschieden große Räumlichkeiten, die als große/kleine Kneipe bezeichnet werden und entsprechend der zu erwartenden Zahl der Teilnehmer genutzt werden. Als besonders gemütlich gelten Kellerkneipen, kleine Räume im Untergeschoss mit Sitzecken und Bierzapfanlage. Der studentische Ausdruck Kneipe ist um die Mitte des 19. Jahrhunderts in die deutsche Allgemeinsprache als Ausdruck für eine Gaststätte übernommen worden, in der hauptsächlich alkoholische Getränke ausgeschenkt werden. Heute ist praktisch jede offiziell veranstaltete Kneipe einer Studentenverbindung eine vergleichsweise förmliche Abendveranstaltung, die meistens in einem Korporationshaus in einem dafür vorgesehenen Raum oder Saal abgehalten wird. Bei den meisten Verbindungen wird – oft mit viel Aufwand – ein Gästebuch geführt, in das sich alle Teilnehmer der Veranstaltungen eintragen. Kneipen werden „geleitet“, das heißt, es gibt ein Präsidium, das in der Regel aus den drei Chargierten der veranstaltenden Verbindung besteht. Die eigentliche Leitungsfunktion wird aber nur vom ersten Chargierten ausgeübt. Er steht von Zeit zu Zeit auf und gebietet „Silentium“ (lat. „Ruhe“), woraufhin alle Beteiligten ihr Gespräch („Colloquium“) unterbrechen. Diese Gesprächspause nutzt der Leitende, um Studentenlieder singen, Gäste zu begrüßen und Reden halten zu lassen. Katholische/christliche Verbindungen zelebrieren typischerweise auch auf der Kneipe Formalismen, die bei anderen Verbindungsarten in Conventen oder im privaten Kreis gepflegt werden. Die Kneipe gliedert sich dazu zeitlich in ein Hochoffiz, Offiz und (fakultativ) ein Inoffiz. In das am Anfang der Kneipe stehende Hochoffiz fallen die Aufnahme von neuen Mitgliedern, Philistrierungen, die Festrede usw. Im darauffolgenden Offiz kommt meist der Senior zu Wort und es werden Gäste begrüßt und Grußworte gehalten. Danach folgt in der Regel ein Colloquium (s. o.). Etwas außerhalb der Kneipe steht das Inoffiz z. B. mit Biermimiken, Brandungen und Zipfeltausch. Im Anschluss daran folgt die Fidulität, Fidulitas oder Bierdorf; das ungezwungene Beisammensein zum Ausklang der Kneipe.